Seit Monaten findet Lehre und Studium in Hamburg digital statt und so wird es auch mindestens bis Anfang November, dem Beginn des Wintersemesters, weitergehen. Die Umstellung ist den Hochschulen und den Studierenden zum großen Teil sehr gut gelungen. Trotzdem bringt die Auflösung des normalen Studiumsalltags auch Probleme mit sich. Viele Studierende wohnen allein und langsam, aber sicher fällt ihnen die Decke auf den Kopf. Andere leben in Wohngemeinschaften oder auch noch in der Familie, wo es nicht immer leicht ist, Bedingungen für konzentriertes Lernen herzustellen. In normalen Zeiten bieten die Lesesäle der Universitäten die idealen Rückzugsorte für Lernen und Selbststudium und auch für eine Trennung von Arbeits- (das heißt hier Studium) und Privatleben. Viele Studierende nutzen und schätzen diese Möglich- keit. Aber auch sie fehlt seit März. Zwar sind die Ausleihe und bestimmte spezielle Nutzungen wieder möglich, doch die Lesesäle sind entweder gar nicht oder aber zeitlich und quantitativ sehr stark eingeschränkt nutzbar. So zum Beispiel der Hinweis auf der Website der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: die Lesesäle sind seit dem 3. Juni wieder geöffnet, aber nur von Montag bis Freitag zwischen 12.00 und 18.00 Uhr, in drei Zeitfenstern von jeweils 105 Minuten, mit vorheriger Reservierung. Eine Ausdehnung der Öffnungszeiten ist wohl angedacht, aber nach wie vor mit deutlich reduzierten Kapazitäten.
Es gibt wohl wenige Orte, wo sich Zugang, Abstandsregeln und Hygienevorschriften so gut umsetzen lassen wie in Bibliotheken und Lesesälen. Das „virtuelle Semester“ wird noch mehr als vier Monate dauern – es ist wichtig, den Studierenden bestmögliche Lernbedingungen zur Verfügung zu stellen. Für viele Studierende ist die Bibliothek ein idealer Lernort. Sie bietet Lehrbücher in Griffnähe, ein gutes WLAN und eine ruhige Arbeitsatmosphäre. Bedingungen, die ein nicht kleiner Teil der Studierenden zu Hause so nicht vorfindet. Daher sollten Bibliotheken in Hamburg die Lernräume unter den geltenden Abstands- und Hygieneregeln schnellstmöglich wieder in größtmöglichem Umfang zur Verfügung stellen.
Die Studierenden sind in diesem Jahr – in einem bisher nicht bekannten Ausmaß – auf selbstständiges Lernen angewiesen. Die Bibliotheken sind daher nicht nur ein ruhiger Lernort, sondern auch ein sozialer Treffpunkt, den man unter Wahrung aller Gebote aufsuchen kann.
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