Lernrückstände langfristig aufholen – aber mit Plan

Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler und Eltern haben in der Zeit der Corona- Schulschließungen mit viel Engagement und Einsatz den Unterricht in kürzester Zeit auf einen „Zu-Hause-Unterricht“ umgestellt. Über Wochen wurden Inhalte aller Fächer in allen Klassenstufen erarbeitet und die Kommunikation über die Zeit individuell immer weiter verbessert und optimiert. Unstrittig ist aber auch, dass durch die Schulschließungen und das Homeschooling nicht alle Inhalte aller Fächer vermittelt wurden. Wahrscheinlich gilt dies in besonderer Weise für Schülerinnen und Schüler, die sozial benachteiligt aufwachsen oder anderen besonderen Belastungen ausgesetzt sind, zum Beispiel beengte Wohnverhältnisse, fehlender Zugang zum digitalen Lernen, mangelnde Hilfe durch Eltern. Bundesweit äußern sich Wissenschaftler und Experten zu notwendigen Angeboten, Lernrückstände aufzuholen.

Prof. Dr. Olaf Köller vom Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN) in Kiel hält Maßnahmen zur Kompensation des Unterrichtsausfalls für erforderlich. „Für eine angemessene Förderung – insbesondere der leistungs- schwachen Schülerinnen und Schüler – wird es wichtig sein, nach den Sommerfeien Leistungsausgangslagen zu diagnostizieren. Die Diagnose wird Förderbedarfe offenlegen. Hier wird es wichtig sein, additive Förderangebote zur Beseitigung der Lernrückstände zu machen, die über den Regelunterricht hinausgehen.“

Ebenso hält Prof. Dr. Kai Maaz vom DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation in Frankfurt/Berlin eine Erfassung der Lernrückstände als Grundlage für anschließende Förderung und Planung der Lernprozesse als eine wichtige Voraussetzung. Auch er fordert „zielgruppenspezifische und attraktive kompensatorische Angebote während und außerhalb der Unterrichtszeit, die die schulische integrative Förderung ergänzen.“

Der Antrag der CDU-Fraktion, eine strukturierte Erfassung, Aufarbeitung und Verifizierung der Lernrückstände durch das stadteigene Qualitätsinstitut (IfBQ) vorzunehmen, wurde abgelehnt, um wenige Wochen später die Kompetenzmessungen der Klassenstufen 3, 4, 5 und 7 in Form einer „Flexiblen Lernstandserhebung in Pandemiezeiten“ (FLIP) anzukündigen. Ein erster Schritt in die richtige Richtung. Wir halten allerdings die Testung beziehungsweise Verifizierung der Lernrückstände für alle Klassenstufen für erforderlich. Diese Testung beziehungsweise Verifizierung kann sich weiter nicht ausschließlich auf die Fächer Deutsch und Mathe beschränken, sondern muss alle Fächer der jeweiligen Klassenstufe umfassen. Weiter darf es kein Tabu sein, hierfür außerschulische Zeiten wie die Nachmittage oder gegebenenfalls den Sonnabend in den Blick zu nehmen.

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