Bessere Chancen für Obdachlose – Ursache der Todesfälle unter Obdachlosen ermitteln und die erkannten Versorgungslücken im Hilfesystem schließen

Da sterben innerhalb weniger Tage fünf Obdachlose auf Hamburgs Straßen und dem Senat fällt nichts Besseres ein, als auf noch vorhandene Kapazitäten im Winternot- programm (WNP) zu verweisen. Empathie war in der Obdachlosenhilfe zugegeben noch nie eine Stärke von Rot-Grün. Pragmatisches Handeln ist wichtiger. Doch leider überzeugt der Senat auch hier nicht.

780 Plätze waren im WNP 2019/2020, davon 100 Plätze bei Kirchengemeinden und Vereinen, alle weiteren wurden von f & w fördern und wohnen (f & w) betrieben. Infolge der Pandemie kamen zum WNP 2020/2021 rund 250 Plätze am neuen Standort Schmiedekoppel ab Mitte November über f & w hinzu, sodass es jetzt rund 1.000 Plätze sind. Um die Ansteckung zu reduzieren, hatte der Senat zugesagt, die vorhandenen Plätze nicht voll auszulasten und vor allem Sechserzimmer nicht vollständig zu belegen. Von 900 Plätzen, die f & w im WNP betreibt, waren in der Nacht vom 19. auf den 20. Januar 634 Plätze belegt. Rein rechnerisch waren also noch 266 Plätze frei, allerdings entspräche dies dann einer Vollauslastung, die einer lockeren Belegung widerspricht. Ein Vergleich mit der Platzzahl im WNP 2019/2020 mit den Standorten Friesenstraße 22 und Kollaustraße 15 macht zudem deutlich, dass der Senat in dieser Saison für diese genauso viele Plätze ausweist wie in der Saison davor, eine lockere Unterbringung in der Zahl der ausgewiesenen Plätze also nicht berücksichtigt ist. Dass eine den Infektionsschutz nur unzureichend berücksichtigende Belegung durchaus Obdachlose von der Übernachtung im WNP abhält, ist daher nicht auszuschließen.

Wobei es zu einfach wäre, die toten Obdachlosen nur hierauf zurückzuführen. Was waren die Ursachen für die Todesfälle, inwieweit sind diese auf Versorgungslücken im System zurückzuführen und welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie zudem auf die Zahl der auf der Straße lebenden Menschen? Diese Fragen muss der Senat zusammen mit den Trägern der Obdach- und Wohnungslosenhilfe im Beisein von f & w analysieren und darauf mit entsprechenden Maßnahmen reagieren. Hierzu gehört auch, eine lockere Unterbringung in den Unterkünften mit der Tendenz zur Einzelunterbringung zu realisieren und auch die Sozialarbeit in diesem Bereich zu stärken.

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