Eigentlich sollten erst Mitte Juli wieder alle Kinder in den Hamburger Kitas betreut werden. Die geringe Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus lässt die Türen nun schneller aufgehen.

Hamburg (dpa/lno) – Nach monatelangen Corona-Einschränkungen dürfen in Hamburg vom 18. Juni an wieder alle Kinder – unabhängig von ihrem Alter – die Kindertagesstätten besuchen. In Absprache mit den Trägern solle in einem eingeschränkten Regelbetrieb zunächst eine Betreuung von 20 Stunden pro Woche möglichst an drei Wochentagen gewährleistet werden, sagte Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) am Montag. Das Infektionsgeschehen sei in Hamburg auf einem «beherrschbaren Niveau».
Deshalb sei es möglich, alle Kinder früher als geplant wieder in die Kitas zurückkehren zu lassen.

«Die Erfahrungen aus der Praxis der vergangenen Wochen zeigen uns, dass sich kein Infektionsgeschehen in den Kitas entwickelt hat», sagte die Senatorin. «Dennoch: Das Virus ist nicht verschwunden, und es ist weiter Umsicht und auch etwas Rücksicht von allen gefordert.» Allen Kita-Beschäftigten würden freiwillige Corona-Tests angeboten.
Die Kosten dafür übernehme die Stadt.

Die CDU begrüßte die Öffnung der Kindertagesstätten für alle Kinder.
«Es wurde wirklich Zeit», erklärte die familienpolitische Sprecherin der Bürgerschaftsfraktion, Silke Seif. «Kinder brauchen Kinder. Umso dramatischer ist es, dass viele Kinder seit drei Monaten nicht mehr in den Kitas mit anderen Kindern spielen konnten.» Wichtig sei nun, «dass Hygienekonzepte der Kitas verlässlich umgesetzt und eingehalten werden.»

Auch für Eltern sei es eine gute Nachricht, «weil sie durch den eingeschränkten Regelbetrieb endlich wieder eine Betreuungsperspektive erhalten und dies positive Auswirkungen auf die allgemeine familiäre Situation hat», sagte Grünen-Fraktionsvize Mareike Engels.

Es handele sich zunächst um einen eingeschränkten Normalbetrieb.
Deshalb könnten Eltern nicht «das volle Programm und noch nicht wieder den vollen Umfang von den Kitas erwarten», betonte Jens Stappenbeck, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege Hamburg. «Fehlendes Personal in Risikogruppen und umfangreiche Hygieneanforderungen führen zu notwendigen Einschränkungen.»

Bis zur vollständigen Rückkehr zum Regelbetrieb seien Eltern vom Kita-Beitrag befreit, sagte Leonhard. Den Trägern würden die Ausfälle der Elternanteile im Kita-Gutscheinsystem von der Stadt erstattet.
Wann es wieder zu einen normalen Regelbetrieb geben könne, hänge vom Infektionsgeschehen ab und sei derzeit noch nicht absehbar.

Seit Donnerstag vergangener Woche dürfen Viereinhalbjährige und ihre Geschwister wieder in die Kitas. Schon seit dem 18. Mai werden die
Fünf- und Sechsjährigen betreut. Ursprünglich sollten die anderen Kinder in zwei weiteren Schritten bis Mitte Juli folgen.

Am 20. März waren die Kitas wegen der Corona-Pandemie geschlossen worden, lediglich eine Notbetreuung vor allem für Kinder, deren Eltern in systemrelevanten Bereichen wie dem Gesundheitswesen oder bei Polizei und Feuerwehr beschäftigt sind, wurde aufrechterhalten.
Ende April war die Notbetreuung auf Kinder berufstätiger Alleinerziehender ausgeweitet worden.